In Memoriam Benjamin Stadler

Lebenslauf / Kapitel 6

Die Polizei und ihre mittelalterlichen Methoden gegenüber Jugendlichen:

Mein Sohn war um die vierzehn-, fünfzehn Jahre alt, als er anfing, spät nach Hause zu kommen. Wenn er von seinen nächtlichen Streifzügen heimkehrte, roch er manchmal nach Rauch.

Darauf angesprochen, meinte er, er wäre beim Billiard spielen in einer Kneipe oder sonst wo gewesen, der Zigarettengeruch käme von Leuten, die dort geraucht hätten.

Nach einer Heimkehr von einem seiner überlangen Ausflüge berichtete er mir, die Polizei hätte ihn auf der Straße kontrolliert.

Er war der Ansicht, dass sie aggressiv gewesen wären und ihn grundlos

äußerst schlecht behandelt hätten.

Er meinte, dass er überhaupt nicht wusste, wie er sich in einer solchen Lage zu verhalten hätte und wodurch die Feindseligkeit der Polizisten zu erklären sei.

Auf die Frage, was er denn gemacht habe, um die Aufmerksamkeit der Ordnungskräfte auf sich zu ziehen, sagte er:" Überhaupt nichts."

Er äußerte sich in dem Sinne, dass er lediglich langsamen Schrittes nach Hause gegangen wäre, als sie ihn anhielten.

Worauf ich ihm sein junges Alter als einen möglichen Grund für die Kontrolle durch die Polizei anführte. Ich riet ihm, er sollte nachts nicht zu spät noch unterwegs sein.

Sollte er wieder einmal kontrolliert werden, riet i ch ihm, sich ruhig und gefasst zu verhalten, nicht weglaufen, seinen Ausweis auf Verlangen aushändigen und seine Anschrift wahrheitsgemäß angeben. Er sollte mich nach Möglichkeit anrufen und informieren.

Von meinen Ratschlägen erbost, sagte er:

Du redest so, als wäre ich ein Baby.

Glaubst du, dass ich all das nicht weiß?

Glaubst du, ich mache irgendwelche verrückten Sachen? Außerdem bin

ich kein Baby!

Ich kann nicht 24 Stunden hier zu Hause bleiben. Alle meine Freunde gehen raus und ich will es auch.

Ich mache keine ungewöhnlichen Sachen.

Wenn die Polizisten ihre Macht und Stärke demonstrieren und für

Schwierigkeiten sorgen, kann ich nichts dafür. Jedenfalls will ich, wie die anderen Jungen auch, ausgehen.

Du solltest auch nicht versuchen, mich hier zu Hause einzusperren.

Einige Zeit danach erzählte er mir, die Polizei hätte ihn schon wieder kontrolliert.

Ich sagte: Warum nicht? Sie dürfen das.

Er sagte etwas ähnliches wie: Ich bin nicht gegen Kontrollen, aber die Polizisten waren ganz schön böse und sie haben mich schlecht behandelt.

Jeder Mensch hat seine eigene Persönlichkeit, man darf ihn nicht beleidigen oder erniedrigen.

Aber die Polizei macht das, außerdem stehen immer einige von ihnen so, dass man denken könnte, sie würden jeden Moment auf einen einschlagen. Sie versuchen, einem Angst zu machen….

Ein anderes Mal erzählte er mir wiederum ähnliches:

Er sei mit seinen Freunden unterwegs gewesen und von der Polizei kontrolliert worden. Sie hätten sie dabei wie Tiere behandelt.

Sie hätten versucht zu provozieren und ihre Macht und Stärke zu zeigen. Sie hätten zeigen wollen, dass sie tun können, was sie wollen.

Die Polizisten hätten mit ihren Händen die Hintern und Geschlechts- teile von ihm und seinen Freunden berührt, und sie gezwungen, die Hosen herunter zu lassen.

Wer dagegen protestierte, sei, beschimpft, zu Boden gedrückt und geschlagen worden.

Ich sagte, dass das nicht schlimm sei. Vielleicht dachten sie, dass ihr Rauschgift oder sonstige Sachen genommen habt usw.

Er sagte, dass er bisher nicht gewusst hätte, dass Schimpfen, Schlagen und Erniedrigen nicht schlimm sei, usw.

Ich habe selbst eine ähnliche Situation in der U-Bahn an der Münchener- Freiheit erlebt usw.

Als ich an der Münchener Freiheit aus der U-Bahn ausstieg, hörte ich laute männliche Stimmen und drehte mich um.

Ich sah einen Mann vor zwei Polizisten stehend, laut fragend, was er gemacht habe? ...

Der junge Mann (circa 17 bis 18 Jahre alt) wurde von den zwei Polizisten auf den Boden geworfen und dort niedergedrückt.

Einer der Polizisten lag auf ihm und versuchte seine Hand auf den Rücken nach oben zu drehen, aber er konnte sie nicht halten, denn der Junge warf sich schnell hin und her.

Der andere Polizist kniete sich auf seinen Rücken und drückte mit einer Hand seinen Kopf runter, wobei er gleichzeitig versuchte, mit der freien Hand die Hände des jungen Mannes auf dem Rücken zu fesseln. Aber der Junge ließ es nicht zu.

Er ächzte ähnliche Sätze wie vorher: Lassen sie mich in Ruhe. Was habe ich gemacht? usw.

Einer von drei Polizisten war ca. 3-4 Meter von dem Misshandelten entfernt. Dieser kam mit schnellen Schritten auf den jungen Mann zu und drückte seine Schuhe auf dessen Gesicht im vorderen Mundbereich.

Er drückte so fest zu, dass der Junge nicht mehr den Kopf bewegen und auch nicht mehr schreien konnte. Man sah ihn atmen und die Augen nervös hin und her verdrehen.

Die Beamten fesselten seine Hände und schlugen ihm einige Male in sein Gesicht und auf seinen Kopf und führten ihn dann ab.

Sein Gesicht war rot, die Schuhspuren konnte man noch erkennen, er blieb aber ansonsten unverletzt.

Er beschwerte sich, schrie und protestierte gegen die brutale Behandlung durch die Beamten.

Er ging langsam, die Polizisten stießen ihn öfters vorwärts, aber er versuchte langsam zu gehen, damit nervte er die Beamten und sie stießen ihn noch stärker.

Ich dachte, die Beamten haben ihm nun schon die Hände gefesselt, wenn sie nur bisschen mehr Geduld gehabt hätten, hätten sie die Stöße und gegenseitiges Aufregen vermeiden können. Aber leider ist es häufig nicht so.

Ich stellte mir meinen Sohn anstelle des jungen Manns vor und wusste, dass er eine derartig ungerechte Behandlung so einfach nicht hinnehmen würde und dass er wohl in einer solchen Lage noch mehr Verletzungen und größere Schwierigkeiten erleiden würde.

Ich habe mir dabei gewünscht und gehofft, dass so etwas meinem Sohn nicht passieren würde. Aber leider war ihm noch Schlimmeres passiert.

Einmal kam er mit einigen roten Flecken auf seinem Gesicht und am Körper und auch mit getrocknetem Blut auf seinem Hemd nach Hause zurück. Er roch auch nach Alkohol und Rauch

Als ich ihn zur Rede stellte, erzählte er mir, dass ihn einige Polizisten geschlagen und sein Gesicht so stark gedrückt hätten, dass die Schleimhaut in seinem Mund aufgeplatzt sei und davon einige Tropfen Blut auf das Hemd getropft seien.

Er hatte auch einige kleinere Verletzungen auf den Lippen und rote Flecken im restlichen Gesicht und auf seinem Körper.

Er gab zu, dass er viel Bier getrunken habe, danach von den Polizisten festgenommen und geschlagen worden sei, und dass man ihm Blut zur Feststellung seines Blutalkoholgehaltes entnommen habe.

Er hätte mit einigen seiner Freunde im Kunstpark-Ost gefeiert und als sie nach Hause gehen wollten, seien sie angehalten worden.

Einer von ihnen sei in einen anderen Wagen abgeführt worden. Sie (die Jungen) hätten neben diesem Wagen gestanden, um zu sehen, was mit ihm geschieht…

Einer der Männer habe ihn (meinen Sohn) weggestoßen, worauf dieser protestiert hätte und gefragt habe, warum er ihn gestoßen hätte, und ob er ihm nicht in einem normalen Ton sein Anliegen hätte erklären können.

Sein Protest habe denen nicht gepasst. Sie hätten ihn gepackt, zu Boden geworfen, seine Hände gefesselt, dann geschlagen und dann in das andere Fahrzeug geschoben.

Er wollte natürlich nicht einsteigen. Er sagte, die Männer haben ihn plötzlich während sie schoben, losgelassen, sodass er mit gefesselten Händen zu Boden gefallen sei…

Ein Polizist schrieb in seiner Anzeige:

Polizeibericht Polizeibericht

Die Polizei schreibt weiter:

Polizeibericht

Mein Sohn erzählte die Geschichte so:

... Sie hätten ihn wie eine Kiste gepackt und in das Fahrzeug

Geworfen und ihm dabei weh getan. Er sei anschließend im Polizeirevier bei gefesselten Händen geschlagen und beschimpft worden.

Er sagte mir, einerlei was ich auch machte, sie fanden immer einen Grund mich zu beschimpfen und weiter zu schlagen.

Sie haben ihm z.B. mit der Hand den Mund zugehalten und dabei die Finger so stark in die Wangen gekrallt, dass der Innenraum der Mundhöhle aufriss.

Copyright  2006 - 2016
email: ali.mohammadi@az-dili.com