In Memoriam Benjamin Stadler

Lebenslauf / Kapitel 4

Gedichte von seinen Schulkameraden:

Oft meinte er, dass ein Lehrer und zwei Lehrerinnen ihn nicht mögen würden, den Grund dafür wusste er nicht, oder wollte es nicht sagen.

Als ich das mitbekam, habe ich mich bei ihm nach seinem Verhältnis zu den Lehrern erkundigt, mit denen er nicht gut zu Recht kam.

Er meinte, sein Verhältnis zu ihnen, hätte sich im Vergleich zu früher etwas gebessert.

Es kam auch vor, dass er sich lobend über einen seiner Lehrer äußerte. Besonders von seinem Ethiklehrer war er begeistert.

Von ihm sagte er, dass er ein vorbildlicher Lehrer und darüber hinaus auch ein guter Mensch wäre, und dass er mit seinen Schülern gut umgehen könne.

Einige Male habe ich meinen Sohn in die Schule begleitet. Wenn Lehrkräfte an uns vorbeigingen, machte er Bemerkungen über sie, sprach von ihren Eigenheiten und zeigte mir, welche von ihnen gut und welche schlecht mit den Schülern umgingen.

Bei solchen Gelegenheiten fragte ich ihn manchmal, ob seine Lehrer (innen) wüssten, dass er auch lobend von ihnen sprach. Er meinte, sie wüssten es nicht.

Auf die Frage, warum er seine Sympathie ihnen gegenüber nicht zeige, sagte er nur: „So was kann man nicht sagen“.

Warum man seine Sympathie nicht zeigen oder darüber reden könne, fragte ich ihn. Er wisse es nicht, gab er zurück.

Ich fragte, glaubst du, liegt es an dir, oder an den Lehrkräften, an den Eltern oder an gesellschaftlichen Regeln? Er sagte, er wisse es nicht, er könne darüber nichts sagen, usw.

Er lernte im Gymnasium zwar deutsch, englisch und französisch, aber zu Hause sprach er mit seiner Mutter und ihren Verwandten gern bayerisch.

Benjamin Stadler

Aber in München redete er immer hochdeutsch. Er sagte, es wäre schön, wenn man in einer bayerischen Schule ein bisschen bayerisch lernen könnte.

Er fühlte sich als Bayer und Münchner, immer zog er auf bayerischen Festen (z.B. dem Oktoberfest) bayerische Tracht an.

Er besuchte mit mir alle großen Städte in Deutschland. Er sagte München sei die schönste Stadt, und er freue sich in München zu leben.

Wo auch immer er sich befand, dachte er an Bayern und München. Alles wurde von ihm an bayerischen Maßstäben gemessen.

München war für ihn die Heimat. Er war bayerischer Patriot mit internationalem Verständnis.

Ich bin mir sicher, im Falle seines Todes wollte er in München begraben werden. Aber seine Mutter wollte ihn am Irschenberg bestatten.

Benjamin Stadler

Er sprach mit mir und mit meinen Verwandten aserbaidschanisch. Letztes Jahr reisten wir nach Baku in Nord-Aserbaidschan.

Obwohl dort eine andere Mundart gesprochen wird, als in Süd Aserbaidschan, verstand mein Sohn den Dialekt sehr gut und konnte sich auch gut unterhalten.

Er sagte, wenn ich Bürgermeister von München wäre, würde ich mit den Städten Täbriz oder Baku Städtepartnerschaften schließen.

Wir befanden uns dort einmal auf der Straße, als er sagte:" Papi, Papi schau mal, dort ist eine deutsche Fahne"(wir standen vor der deutschen Botschaft). Danach meinte er, die bayrische Flagge hätte aber gefehlt.

Wir besichtigten einmal den Kriegeropferfriedhof, und sahen dort einen Sterbekranz auf dem Boden neben einer Erinnerungssäule liegen.

Dieser war von der deutschen Botschaft mit einer deutschen Fahne dort hingelegt worden. Er versuchte daraufhin, die Rückseite des Kranzes anzuschauen. Ich fragte ihn, was er da mache.

Aserbaidschan

Er sagte: ich sehe nach, ob die bayerische Fahne auf der Rückseite ist. Ich habe gedacht, er nimmt mich auf den Arm.

Ich sagte, die Mitarbeiter der Botschaft sind gescheiter als Du, denn anstatt der bayerischen Fahne haben sie weiße und blaue Blumen am Blumenbund eingearbeitet. Aber Du hast es nicht erkannt und suchst die Fahne.

Kriegerdenkmal

Ich erklärte ihm, dass im Ausland jeder die Marke BMW oder Siemens kennt, aber nicht den Freistaat Bayern.

Er verlangte von mir, dass ich die aserbaidschanischen Lieder, die er manchmal ( besonders wenn wir zusammen waren) gern hören wollte, in lateinischen Buchstaben niederschreibe, damit er beim Hören alles verstehen konnte und weiterhin seine Aussprache, sowie seine Kenntnisse über die Sprache und die Musik verbessern konnte.

Kriegerdenkmal

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