In Memoriam Benjamin Stadler

Lebenslauf / Kapitel 3

Benjamin Stadler

In der Zeit seiner Jugend wachsende Probleme :

Ab seinem vierzehnten oder auch fünfzehnten Lebensjahr begann er, sein Verhalten zu verändern.

Er wurde nachlässig beim Lernen und kam von seinen nächtlichen Ausgängen immer später nach Hause zurück. Kurz, er begann sich und seinen Eltern Kummer zu bereiten.

Trotz des Wandels in seinem Verhalten, fühlte er sich durchaus glücklich. Er war bis zu seinem letzten Lebenstag zufrieden mit seinem Dasein und versuchte es richtig zu genießen.

Ich nahm an, dass er rauchte und auch trank, zumindest roch er manchmal nach Rauch und Alkohol, wenn er von seinen nächtlichen Ausgängen heim kam.

Mir sagte er aber immer nur, dass er einen Schluck Bier getrunken hätte, und dass er nicht rauchen würde.

Ich habe ihn deswegen mehrfach zur Rede gestellt, wobei er mir immer Recht gab und versicherte, dass er in Zukunft keinen Alkohol mehr trinken würde.

Leider wiederholten sich diese Diskussionen jedes Mal, wenn er von seinen nächtlichen Ausflügen nach Hause kam. Das war für uns beide unangenehm.

Er freute sich, als er im Gymnasium aufgenommen wurde und hatte auch vor, zu studieren.

Je älter er aber wurde, desto mehr nahm sein Interesse für das Lernen, vor allem zu Hause, ab. Stattdessen nahm sein Interesse für seinen Rechner zu. Auch ging er immer öfter mit seinen Freunden und auch Freundinnen aus.

Er kam immer weniger seinen schulischen Verpflichtungen nach.

Wurde er zum Lernen ermahnt, bockte er und meinte, er wäre kein Baby mehr.

Auch kam es vor, dass er seine Hausaufgaben nicht erledigte und er fing auch an, bei seinen Lehrern anzuecken. Schließlich kamen

Beschwerdebriefe von seiner Schule.

Wir versuchten alles, um sein Verhalten zu korrigieren. Unsere Bemühungen fruchteten aber nicht.

Es drohte, mit Recht, ein Hinauswurf aus der Schule, denn er wollte weder lernen, noch hörte er auf uns und seine Lehrer.

Seinetwegen wurde eine Besprechung in der Schule anberaumt. Bei dieser Besprechung haben seine Lehrer ihn der Faulheit bezichtigt und ihm vorgeworfen, den Unterricht zu stören.

Er gab bei der Sitzung seine Fehler zu und meinte, dass er wenig für die Schule gemacht und sich auch während des Unterrichts gelegentlich falsch verhalten hätte.

Seiner Meinung nach, wären aber die Anschuldigungen überzogen und er versprach, sich zu bessern.

Danach hat sich mein Sohn etwas am Riemen gerissen, sein Verhalten während des Unterrichts gebessert.

Auch hat er für die Schule mehr gelernt. Für gute Noten waren seine Bemühungen aber noch nicht ausreichend. In der besagten Sitzung kam noch ein weiterer Vorwurf ihm gegenüber zur Sprache.

Er sei ablehnend gegenüber Lehrerinnen und auch gegenüber seinen Mitschülerinnen und allgemein Frauen eingestellt.

Ja, seine Klassenkameradinnen hätten sogar Angst vor ihm! Diesem Vorwurf hat mein Sohn entschieden widersprochen und gemeint, dass das Gegenteil der Fall wäre.

Das war ein eigenartiger und gemeiner Vorwurf gegen einen aufgeschlossenen und sozial denkenden jungen Mann.

Ich vermutete, dies steht in Zusammenhang damit, dass ich aus dem Iran stamme und deshalb in den Augen anderer ein schlechtes Frauenbild habe.

Dies scheint derartige Anschuldigungen glaubwürdig zu machen. Ich wusste, dass es in den Ansichten meines Sohnes keinen Platz für eine Geringschätzung von Menschen gab, deren "Vergehen" lediglich in ihrem "falschen" Geschlecht oder Rasse besteht.

Außerdem waren viele seiner Schulkameraden und Kameradinnen mit ihm befreundet. Sie waren oft zusammen, manche sogar bei mir oder bei seiner Mutter zu Hause.

Er hatte auch viele Freunde und Freundinnen von unterschiedlichen Schichten aus vielen Ländern (von Kindergarten, Schule und Gymnasium), zu allen war er freundlich und herzlich.

Als er todkrank im Krankenhaus lag, waren seine Schulkameraden ( Jungen wie Mädchen) manchmal den ganzen Tag im Gang vor seinem Zimmer, versäumten die Schule und wollten unbedingt bei ihm sein.

Nach seinem Tod haben sie über ihn Aufsätze und Gedichte verfasst.

Diese Schreiben zu seinem Andenken zeigen ganz klar die große Beliebtheit, die er bei seinen Mitschülern genoss.

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